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Die essbare Stadt Teil 2

Meine selbstgezogenen Bäumchen (siehe Teil 1)betrachte ich als persönlichen, zugegebenermaßen  mikroskopischen Anteil zur nötigen Ausgleichsfläche für den Waidesgrund. Mittlerweile haben sie alle neue Besitzer bekommen!

Nachdem der Oberbürgermeister nicht auf meine „Stadtwette“ eingegangen ist und ich mich mir die Frage stellte: „Wem gehört eigentlich die Stadt?“, legte ich einen

kleinen vertikalen Garten an- mein erster bescheidener Beitrag, um das Klimaschutz-konzept der Stadt Fulda zu unterstützen. Von den Plänen, die Kleingartenanlage am Waidesgrund in ein Messegelände zu verwandeln, sind die Herren im Stadtschloss noch nicht abgekommen.

Inzwischen habe ich mich, soweit es meine Zeit erlaubte, in anderen Städten umgesehen:

Während mein Salat in meiner selbstgebauten Kleinstgartenanlage wächst, ist genügend Zeit, für einige Ausflüge, zum Beispiel nach Essen, der

„Grünen Hauptstadt Europas 2017“. Staunend wandle ich durch üppige

Industrienatur im Zollverein-Park auf dem UNESCO-Welterbe und versuche vergeblich, die Dimensionen der Geschichte zu erfassen. Ich stelle mir vor, mit dem Zug in-sagen wir mal- im Jahr 1957 durch den Ruhrpott zu fahren: Wie sah dieser Wohnort für 6 000 000 Menschen nach 120 000 000 Tonnen Kohle und

10 000 000 Tonnen Stahl aus? Vermutlich unsagbar dreckig, weil Landschaften und Städte mit Kohlestaub bedeckt waren.

„Die Vorstellung, dass hier Menschen leben, mag dem Fremden, der am Abteilfenster steht, phantastisch vorkommen, obwohl er die Menschen sieht: auf Bahnsteigen, Straßen, Schulhöfen, am Küchenherd; er glaubt nicht an diese Menschen, er hält sie für Phantome, für Verlorene, für Verdammte, Pathos, Mitleid und ein wenig Verachtung mischen sich zu einem Gefühl, das sich in

einem Seufzer ausdrückt.“ (Heinrich Böll, Aufsätze, Kritiken, Reden, 1969) In Bölls Aufsatz lebt das kleine Mädchen, das mit seinem Spielzeugeimer Wasser von der Küche in den Garten trägt, wieder und wieder. Es versucht, den Kohlestaub von den Blättern seiner Kartoffelpflanze zu waschen. Heute ist Gott sei Dank von dem Kohlestaub nichts mehr zu sehen, dafür gibt es sehr viel städtisches Grün: Mächtige Alleen ziehen sich durch die Arbeitersiedlungen, die Bezeichnung „Gartenstädte“ ist nicht übertrieben. Auffällig viele Häuser sind mit Wein bewachsen und jedes Haus ist eingebettet in einen üppig blühenden Garten. Und es gibt unzählige Parks, Gemeinschaftsgärten und Kleingartenanlagen:

„Gerade weil die ehemals größte Bergbaustadt über einen Zeitraum von 150 Jahren nachteilig in die Umwelt eingriff, mussten die Bürger im Gegenzug viele grüne Ideen entwickeln…“ (Prof. Heinrich Theodor Grütter, Direktor des Ruhr-Museums über Essens Entwicklung zur Grünen Hauptstadt Europas)

„Nachdem sämtliche Baumbestände der Holzkohleproduktion zum Opfer gefallen waren, gab es zu Beginn des 20. Jahrhunderts im gesamten Stadtgebiet nahezu keine öffentlichen Wälder. Heute verfügt die ehemalige Industriestadt über 1.750 Hektar Forst und etwa 95 Prozent der Essener können in 300 Meter Entfernung eine öffentliche Grünanlage mit einer Größe von 5.000 Quadratmetern finden.“ (Prof. Heinrich Theodor Grütter) Das Umdenken entwickelte sich also zwangsläufig, nachdem ganze Wälder als Stützmaterial in den Tiefen verschwunden und zur Energiegewinnung verkohlt worden sind.

Die Lebenserwartung der Menschen war gering, die Lebensbedingungen katastrophal, jedenfalls aus unserer heutigen Sicht. Ich bin jedenfalls sehr froh, in der heutigen Zeit zu leben, in einer Zeit, wo das Umweltbewusstsein so weit entwickelt ist, dass ich mich auf bestehende Gesetze berufen kann und Richtlinien für nachhaltiges Handeln vom von Bundesministerin für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit veröffentlicht werden (Grünbuch Stadtgrün, Dr. Barbara Hendricks.) Das ist eine Reiselektüre, die vorzüglich zu meinem Thema passt: „Die gesellschaftliche, wirtschaftliche und ökologische Entwicklung der Welt im Sinne einer ganzheitlich verstandenen Nachhaltigkeit ist eine urbane Aufgabe, denn die vorherrschende Lebensform der Zukunft wird städtisch sein.“ Von Essen zurück nach Fulda habe ich also unzählige Eindrücke und eine gehörige Ladung optimistische Grundstimmung im Gepäck.

Den Aspekt der Ewigkeitskosten (https://www.bund.net/aktuelles/detail-aktuelles/news/wer-zahlt-die-ewigkeitskosten-der-atomenergie/))

lasse ich hier unberücksichtigt, mir geht es hier und jetzt lediglich um das städtische Grün. Wenn es möglich ist, derartig geschundene Mondlandschaften wie im Ruhrpott wieder in blühende grünende Landschaften zu verwandeln, wird es wohl auch möglich sein, 3 Hektar Ausgleichsfläche zu finden, denn so groß ist die Fläche der Kleingartenanlage, welche einer geplanten Messe, Parkplätzen und ein paar Wohnungen weichen soll (siehe: Barock statt Grün

 

„Definition Stadtgrün

Stadtgrün umfasst alle Formen grüner Freiräume und begrünter Gebäude. Zu den Grünflächen zählen Parkanlagen, Friedhöfe, Kleingärten, Brachflächen, Spielbereiche und Spielplätze, Sportflächen, Straßen-grün und Straßenbäume, Siedlungsgrün, Grünflächen an öffentlichen Gebäuden, Naturschutzflächen, Wald und weitere Freiräume, die zur Gliederung und Gestaltung der Stadt entwickelt, erhalten und gepflegt werden müssen. Auch private Gärten und landwirtschaftliche Nutzflächen sind ein wesentlicher Teil des Grüns in den Städten. Auch das Bauwerksgrün mit Fassaden- und Dachgrün, Innenraumbegrünung sowie Pflanzen an und auf Infrastruktureinrichtungen gehören dazu. Alle diese Formen des städtischen Grüns werden auch als „Grüne Infrastruktur“ bezeichnet, da sie – vergleichbar mit der „grauen Infrastruktur“ - zahlreiche wirtschaftliche, soziale und ökologische Leistungen erbringen.“ (Grünbuch Stadtgrün, herausgegeben von Bundesministerin für

Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit, Dr. Barbara Hendricks.) Bitte lesen Sie weiter in Waidesgrund, wie geht es weiter?  und natürlich: Die essbare Stadt Teil 3.

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