Nun hat es doch länger gedauert mit der Fortsetzung, siehe:
"Hauch über den Dingen Teil 3"
Aber ich hatte eben andere Dinge zu tun. Mittlerweile ist alles grün und selbst alles was auf Stock gesetzt wurde schlägt wieder aus.
Für brutwillige Vögel gab es in diesem Jahr an diesem Ort jedenfalls keinen Unterschlupf. Dem Bauern, dem das Stück Feld gehört, kann ich keine Vorwürfe machen. Es ist sein Land und sein Recht. Er kann und darf „Landschaftselemente“ entfernen und Eingriffe in die Landschaft vornehmen, so lange diese nicht „erheblich und nachhaltig“ sind. Und was ist schon erheblich
an 800 Metern Feldrand? In den letzten Wochen und Monaten hat sich mein Blickwinkel verschoben. Egal wo ich unterwegs bin ( siehe Foto), mit Fahrrad oder Auto, ich sehe überall nur die fehlenden „Feldgehölze“. Oder ich beobachte, wie kleine Teilstücke der „Landschaftselemente“ entfernt werden. Solche ein Eingriff ist fast nie „erheblich und nachhaltig“, nur ein kleines Stück, des besseren Blickes wegen oder zum Schutz der Autos oder wegen der Arbeit, welche durch die Pflege der Hecken entstehen.
Überhaupt ist der Begriff „erheblich und nachhaltig“
so weit und groß, dass selbst Messehallen und Gewerbegebiete hineinpassen. Siehe Waidesgrund in Fulda, ein gigantisches Bauvorhaben eines privaten Investors mit
kollateral erzeugter Minimalmenge an Wohnungen, welche dieses fatale
Bauvorhaben in das Mäntelchen der Klugheit hüllen sollen. Fatal deshalb, weil mal wieder ein Stück fruchtbarer Boden unter Beton und Asphalt verschwinden wird. „Obwohl in Deutschland die Bevölkerung stagniert, entziehen wir Tag für Tag die Fläche eines großen Bauernhofes-ca.100 Hektar- der landwirtschaftlichen Nutzung, um sie zu bebauen oder für andere Zwecke der Infrastruktur zu nutzen.“ Felix zu Löwenstein in „Food Crash“.
Doch es geht nicht nur um die landwirtschaftlichen Flächen, sondern eben auch die Randstreifen an Feldern, öffentliche Grünflächen oder private Gärten.
Um die Klimaerwärmung wirklich ernst zu nehmen, ist es dringend erforderlich, über den eigenen Tellerrand der billigen Produkte hinauszuschauen.
Dann wird auch klar, welche Prioritäten geändert werden müssen:
"Sofort müsste damit aufgehört werden, Kohle zu verstromen. Sofort müssten Geschwindigkeitsbegrenzungen auf allen Straßen gelten. Sofort müssten Inlandsflüge verboten werden, müsste Kerosin und Mehrwertsteuer auf Auslandsflüge erhoben werden. Sofort müsste die Industrie für ihren CO2-Ausstoß stärker zur Kasse gebeten werden. Sofort müsste die Landwirtschaft auf umweltverträgliche Bewirtschaftung umschwenken." (Waltraud Schwab, TAZ, 18.08.2018) Aber auch im privaten Bereich gibt es genügend Handlungsspielraum:
Prof. Peter Berthold
(Uni Konstanz), langjähriger Direktor des Max-Planck-Institutes für Ornithologie (Vogelwarte Radolfzell), der sich seit 2005 sehr engagiert für einen bundesweiten Biotopverbund einsetzt, behauptet:
„Wenn alle Gärten naturnah wären, dann hätten wir deutschlandweit einen Biotopverbund.“
Er ist allerdings auch der Meinung, dass eben diese privaten Gärten „zu über 90% Psychopathengärten mit herunergehobelten Psychopathenrasen sind und schimpft: „Es ist eine Frechheit, ein Stück des von Gott gegeben Landes so zu missbrauchen“ und fordert, eben auch im Sinne der Idee eines bundes-weiten Biotopverbundes „Vielfalt statt Einfalt“.
Nun, da ich dieser Vielfaltsvision auch auf meine Art und Weise auf der Spur bin, möchte ich noch einmal auf meine Baummieter aufmerksam machen, die in
meinem Vorgarten zukünftigen Standorten entgegenträumen-Kastanien, Weiden, Bergahorn, Feldahorn, Vogelbeere, Hartriegel, Liguster, Linde und Buchen… Die erste Generation habe ich bereits verschenkt, einen Teil hat das Umwelt-Zentrum übernommen, um für die „Wildbiologischen Wochen“ Anschauungsmaterial zu haben. Andere Bäumchen habe ich getauscht gegen andere Pflanzen. Und ein Vogelbeerbaum steht nun gegenüber meiner Wohnung auf städtischem Gelände, denn das städtische Gartenamt hat mir freundlicherweise dieses kleine Stück Erde in Patenschaft übergeben. Wie es dazu kam, ist ein gutes Beispiel dafür, dass ein Streit IMMER Möglichkeiten zu zufriedenstellenden Lösungen beinhaltet. Der Streit wurde von mir entfacht weil ich mich von der Praxis des „auf-Stock-schneidens“ abgestoßen fühlte. Ich wollte nicht ständig vom Anblick dieser verstümmelten Pflanzenwesen konfrontiert werden. Der Leiter des Gartenamtes zeigte viel Verständnis für meine Sichtweise und wies darauf hin, dass andere Bürger eben mehr „Ordnung“ einfordern. Er sagte, dass sich mehr Bürger für Bäume und Sträucher und jegliches Grün einsetzen würden, sich auf Unterstützung des Gartenamtes verlassen könnten. Meine Erfahrung bestätigt dies. Seitdem ist der Anblick ein anderer: Verblühte Stängel bleiben im Winter stehen und das Laub bleibt auf dem Boden liegen. Die Schulkinder der benachbarten Grundschule haben daneben einen Blühstreifen für Schmetterlinge und Insekten angelegt und mittendrin ein Baum, der so wächst wie er wächst und es ist gut so.
Zurück zu meinen Baummietern! Herzlichen Dank an Beuys, Hundertwasser, Jean Giono und alle anderen Menschen, die mich inspiriert haben-Inspirationen, die mir Bestätigung für mein Tun geben: Ich ziehe weiter Bäume groß und verschenke diese.
Wer möchte einen haben?
Ein paar Jahr lang können die Bäumchen ganz gut im Topf
leben. Und wenn sie größer werden, lohnt es sich, umzuschauen, wo noch Bäume
fehlen.
Ich habe nicht alle fotografiert, nur diese 3 Beispiele. Ich habe auch größere, andere. Bitte einfach nachfragen, dann schicke ich weitere Fotos.
Jean Giono sprach vor 60 Jahren davon, dass es Zeit sei für eine 'Politik der Bäume'. Ich kann das nur unterstützen. Wer meint, es gäbe Wichtigeres als über Bäume zu reden, schaue bitte demnächst wieder rein: Reden über Bäume….
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