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Reden über Bäume

dies ist die Fortsetzung von : "Flurbereinigung mit tödlichem Ausgang".

Wo Stadtgrün fehlt, handeln Bürger auch schon mal selber
Wo Stadtgrün fehlt, handeln Bürger auch schon mal selber

Brecht wird dieser Tage wieder oft zitiert und das ist gut so, denn es gibt wirklich genug ernsthafte, dringende Probleme. Dennoch möchte ich mal wieder, über Bäume reden.

Denn das, was Bäume können, kann der Mensch nicht: Kohlendioxid mit Hilfe von Sonnenlicht in Glukose und Sauerstoff umwandeln. Und solange wir die Fotosynthese nicht beherrschen, sollten wir über Bäume reden- und pflanzen statt abholzen……..

Einige Gespräche über Bäume, die ich in letzter Zeit geführt habe:

Schattenspender

1.An einem heißen Sommertag in diesem Dürresommer dachte

ich, jetzt sei der richtige Zeitpunkt, über Bäume zu reden, zum Beispiel wie

schön es wäre, vor dem Getränkemarkt auf einem schattigen Parkplatz zu parken.

Meinen Vorschlag bot ich dem Getränkehändler höflich, eher beiläufig an, wie eine gute Idee, die mir gerade in den Sinn flatterte um sie als Nettigkeit weiter-zugeben. „Bäume?“ schrie er fast, und sein Tonfall sagte mir unmissverständlich: „Es gibt handfeste Gründe dafür, dass es hier auf und neben dem Markt, dem Parkplatz und ringsherum keinen Strauch, keine Blume, und schon gar nicht Bäume wachsen“. Es folgte eine ausführliche verbale Erklärung über den erlebten Fluch der durch einen Baum (" Birken sind die schlimmsten") verursachte Sisyphusarbeit, die sich zu einem finalen Statement steigerte:

„Nie wieder!“

Mittlerweile sahen mich andere Kunden interessiert an, denn

sie vermuteten mich zu Recht als Provokateurin, wenn auch als unbeabsichtigte-egal, es gab hier ein kleines Schauspiel gratis.

Ich erwiderte leise: „Ja, aber der Schatten ist doch schön,

gerade bei solch einer Hitze.“

„Für die paar Tage?- Nein danke“ und dann kam noch ein

interessanter Schlusssatz: „ Ein Baum gehört vor die Kirch, sonst

nirgendswohin.“ Lachen. Seine Aufregung hatte sich gelegt und ich bezahlte schnell.

Alle Straßen zu Alleen bepflanzen

2. über meinen Weg zur Arbeit sagte mir eine junge Frau folgendes:

"An einem Septembermorgen durch die Lindenallee zwischen

Loxstedt und Bexhövede zu fahren, gleicht einem visuellen Festakt: Die Regentropfen fallen wie glitzernde Glasperlenvorhänge herab

und die sanften Strahlen

der zunehmenden Morgenröte tanzen durch das Laub der alten Linden. Im Sommer

spenden die knorrigen Bäume Schatten und im Winter bieten sie einen gewissen Schutz vor Schnee und Wind. Der Radweg neben der Straße ist auch mit überdacht. Wieso sind eigentlich nicht alle Straßen Alleen?" Ja, das finde ich auch;  schon rein unter klimapolitischen Gesichtspunkten wäre das sinnvoll.

Stadtbäume

3. Auf dem Bild ist eine 110 Jahre alte Trauerweide zu sehen. Einen Tag, bevor sie gefällt wurde, habe ich sieben Äste abgeschnitten, um daraus Ableger zu ziehen.

Doch leider sind meine kleinen Baumaufzuchtaktionen nur symbolisch und -eben sehr klein. Manchmal muss der Protest auch größer sein, wie zum Beispiel aktuell im Hambacher Wald. Es ist unsere Zukunft, die hier für Profite aufs Spiel gesetzt wird.

Also auf zur Demo!

Demnächst geht's weiter hier im Text...

 

Waidesgrund- o wie schade!

Waidesgrund, Foto:Fuldaer Zeitung
Waidesgrund, Foto:Fuldaer Zeitung

Nun Ist es also soweit: Die Gartenanlage wird zerstört, alle Pflanzen „entsorgt“ und Baugelände geschaffen für das Messegeschäft einer erfolgreichen Unternehmer-familie der Region. Irgendwie soll ja für die Gärten Ersatz gefunden werden, wer fragt da schon genau nach, wo? Daniel Schreiner, dem Stadtbaurat von Fulda: "Ist doch egal, ob das Gemüse vor der Stadt oder in der Stadt wächst (Agora Ausgabe vor etwa 1 Jahr)

Von den Bäumen oder gar der gesamten Grünanlage redet er nicht. Früheren Äußerungen kann ich entnehmen, dass er den Verlust, den ich so sehr bedaure, nicht erkennt. Ich habe ja schon darüber geschrieben, und werde auch hier weitermachen, Schritt für Schritt.

Foto: Fuldaer Zeitung
Foto: Fuldaer Zeitung

Eine Baumschutzsatzung gibt

es ja in Fulda nicht, obwohl von

der Opposition schon seit Jahren gefordert.

Das wäre auch ein zu extremer Eingriff in das private Eigentum, findet zumindest der Fraktionsvorsitzende der

FDP. Ich vermute, er steht nicht alleine mit dieser Meinung, denn sonst würden

Firmengelände nicht so aussehen wie ich bereits beschrieben habe in „Flurbereinigung

mit tödlichem Ausgang“. Und private Gärten übrigens auch nicht, in anderen Städten wird jedenfalls gegen die Steinigung der Natur vorgegangen, siehe „Städte wollen Pflanzen statt Kies“.

 

"Botanik 2000", A.Paul Weber 1974
"Botanik 2000", A.Paul Weber 1974

 Ich weiß, das Bild ist wirklich sehr pessimistisch. Vielleicht ist es nur meine persönliche Empfindung, dass ich mich von diesem lebensfeindlichen Trend verfolgt sehe.

Fange ich jedoch an, die Gärten zu zählen, die in meiner Nachbarschaft entweder zugeschottert oder zugepflastert werden oder in den letzten Jahren „versteinert“ sind, dann wird mir übel. Gott sei Dank ist Greta Thunberg gekommen und hat ihre Rede gehalten (whatever it takes“ und die vielfältigen Resonanzen lassen mich doch noch nicht verzweifeln und verzagen.

Es gibt eben einfach gute Gründe dafür, die Städte, Straßenränder und Feldbegrenzungen zu begrünen und natürliche Lebensgrundlagen zu erhalten- nicht nur für uns Menschen (obwohl für uns am meisten davon abhängt) sondern für alles Leben. Greta Thunberg bring es auf den Punkt: Climate Justice Now. Und in Fulda sollten sich die Verantwortlichen daran halten, was sie sich selber auf die Fahnen geschrieben haben und was die Gesetze vorgeben.


Aber Handeln nach dem Gesetz kann trotzdem Lichtjahre entfernt sein von einem achtsamen Umgang- leider gibt es hierzu Beispiele ohne Zahl...

Fuldaer Zeitung 27.02.2019

Ein Heckenschnitt sorgt für Aufruhr? Hier sollten Pflanzen zurückgeschnitten werden, um den Sicherheits-abstand zwischen Strom-leitungen und Baumwipfeln

wiederherzustellen. Die Untere Naturschutzbehörde bestätigt, dass es zwar grundsätzlich erlaubt sei, zwischen dem 1.Oktober und dem

28.Februar Hecken auf Stock zu setzen, doch hier, in diesem Fall, ist der Heckenrückschnitt in unangemessener Weise durchgeführt worden. Ich reibe mir die Augen und bin sprachlos, denn von Hecken oder gar den Bäumen, welche den Stromleitungen zu nahe kommen, ist einfach nichts zu sehen. Was ich sehe, ist eine frische Schicht Mulch am Boden, sonst nichts weiter.

Liebe Untere Naturschutzbehörde des Landkreises Fulda, die

Vernichtung von Lebensräumen bleibt was es ist, auch wenn Sie es „Unangemessenen Rückschnitt“ nennen. Liebe Gartenfirma

Friske Mott aus Angersbach: Auch wenn Sie, wie Sie betonen, sich an die gesetzlichen Vorgaben gehalten haben, solche „Schnittmaßnahmen täglich in ganz Hessen machen“ und die ganze „Aufregung für unangebracht“ halten: Vielleicht sollten Sie Ihre Firma einfach umbenennen. Die „Schnitter“ hielte ich für passend, denn wenn Sie mit Gartenarbeiten beauftragt werden, kann der Kunde hundertprozentig sicher sein, dass der Sensemann gründlich zulangt. Nennen Sie die Dinge doch einfach beim Namen. 

Doch nun möchte ich meinen Blick wieder auf das richten, was ich tun kann, siehe: Essbare Stadt!

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