Als ich im letzten Jahr über meine Kleinstgartenanlage als Beitrag zur Essbaren Stadt berichtete, zitierte ich Dr. Barbara Hendricks aus ihrem „Grünbuch Stadtgrün : „Die gesellschaftliche, wirtschaftliche und ökologische Entwicklung der Welt im Sinne einer ganzheitlich verstandenen Nachhaltigkeit ist eine urbane Aufgabe,
denn die vorherrschende Lebensform der Zukunft wird städtisch sein.“ Doch meine Resultate im Gemüseanbau waren echt nicht ermutigend.
Die Blumentöpfe erwiesen sich beizeiten als viel zu klein und meine Gemüse-und Salatpflanzen erlitten alle den Hitzetod. Im „normalen“ Gemüsebeet inmitten des Gartens wuchs auch nichts, ich vermute, wegen Lichtmangel (hohe Hecken und Bäume säumen den Garten) und Fress-Feinden, die in der Umfriedung des Gemüsebeetes leben. (aufgeschichtete Sandsteine) Die Ausnahmen waren erstens eine etwa 3 Meter hohe Meldeart, deren Blätter ich als Spinat und Salat verwende und deren Samen die Grundlage für köstliche Bratlinge sind. Die Ernte dieser Samen reichte über den Winter.
Zweitens erntete ich eine beachtliche Menge Topinamburknollen, welche ich gleich wieder in die Erde versenkte um für das nächste Jahr vorzusorgen. Denn angesichts der runden Knollen reifte in mir der Plan, eine größere Fläche mit solchen Pflanzen anzulegen, die einfach alleine wachsen. Topinambur, Melde, Giersch und Co. bestätigten mir mal wieder meine berechtigte Annahme, dass ich nicht als Gemüsegärtnerin, wohl aber als Wildpflanzen-gärtnerin geeignet bin.
Mit dieser Erkenntnis wuchs auch wieder neue Hoffnung für meine vertikale Kleinst-gartenanlage. Ich schaffte mir
größere Pflanzbehälter an und setzte Erdbeeren und Kräuter hinein. Die Ernte war bescheiden, doch immerhin erfreulich! Doch die Freude am Gärtnern ist nur ein Aspekt, meine wesentliche Motivation
entspringt meinem grundlegenden Interesse an nachhaltigen Alternativen zu unserer irrsinnigen Wirtschaftspolitik. (Buchempfehlung zu diesem Thema:
„Food Crash“ von Felix zu
Löwenstein).
Ein wahrer Quantensprung in der Weiterentwicklung meines wilden Gartens, der mich bei einem absoluten Minimum an Arbeit mit einem Maximum an Lebensmitteln aus eigener Ernte versorgen soll war ein tolles Geschenk: ein Essbarer Bambus, der bestens im Halbschatten wächst! Bisher hatte ich dieser Pflanze aus Unkenntnis wenig Beachtung geschenkt, weil ich einfach immer so dachte, wie ich es gelernt hatte. Mein eingeschränktes Denkschema ähnelte dem von mir nicht sonderlich geschätzten Schwarz-Weiß-Denken:
Einheimische Pflanze=Gut, Fremde Pflanze (Neophyt)=Schlecht. Hinsichtlich der Bambusgewächse habe ich nun, auch aus Gesprächen mit Biologen gelernt, diese Sichtweise zu differenzieren und ambivalent zu betrachten.
Infos über Bambus z.B. hier: http://bamboofan.blogspot.com/
Wenig später wiederholte sich dieses AHA-Erlebnis, als ich mich näher mit dem
Japanische Knöterich beschäftigte. Diese Pflanze hatte ich bislang lediglich als Bau-und Bastelmaterial für Kinder betrachtet. Die vielfältigen Verwendungsmöglichkeiten als Nahrungsmittel,
Heilpflanze, zur Energieerzeugung und als Baumaterial sind sehr beeindruckend. In Asien wird der Knöterich als Gemüse angebaut und hier- deutschlandweit- als Neophyt mit Gefährdungspotential
bekämpft. Gott sei Dank gibt es auch hier andere Sichtweisen, z.B. in der Knöterich-Manufaktur!
Bitte lesen Sie weiter in "Essbare Stadt Teil 4.
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