An meinem freien Tag habe ich in der Werkstatt gearbeitet und erstaunt festgestellt, dass neben mysteriösen Mischwesen, Hasen, Igeln usw. nun auch ein Rabe entsteht. Dieser ist nicht vom Himmel gefallen, zuerst war nur eine leichte Sehnsucht nach Fliegen, neben all den springenden Hasen und flitzenden Igeln. Dann habe ich, einem plötzlichen Einfall folgend, einen meiner „künstlichen Köpfe“, die aus einer früheren Ausstellung zum Thema „Geteilte Erinnerung“ übrig sind, durch einige leichte chirurgische Eingriffe in einen Raben verwandelt. Übrigens ist die Wandlung von altem zu Neuem aus der eigenen Idee heraus ein zutiefst beglückender Akt, weil der eigene Gestaltungswille aus der Vergangenheit schöpft, in der Gegenwart spürbar ist und in die Zukunft hineinwirkt. Wunderbar ist der Moment der Überraschung, in einer einst verworfenen und nun nutzlosen Arbeit plötzlich die ideale Grundlage eines, bspw. Rabenkopfes zu erkennen, den Akt der Verwandlung leichthändig und freudig zu vollführen, um kurze Zeit später eine wunderbare Rabenmaske gefertigt zu haben, die genau so ist, wie sie sein soll.
Am nächsten Tag, auf dem Weg zur Arbeit hupte hinter mir ein Autofahrer, dreimal kurz, wahrscheinlich weil ich ihm zu langsam war. Sollte nicht jenen Personen, denen der normale Abbiegevorgang nicht schnell genug ist und die deshalb das Hupen nicht unterdrücken können, nicht eigene kleine Raumkapseln zugeteilt werden, in welchen sie dann schnell davondüsen können? Am besten ab ins Weltall, da können sie sich am Lichtgeschwindigkeitsrausch erquicken. Ich dachte einen Moment lang darüber nach, an der nächsten Kreuzung, dort wo ich die Überholer gewöhnlich wieder vor mir habe, das Autofenster zu öffnen, ihm zuzuwinken und ein paar Grußworte in die kalte Morgenluft zu schicken. Den Gedanken habe ich wieder verworfen und grübelte über der Frage, was das Hupen eigentlich bedeutet: Ähnelt das Hupen dem Bellen oder eher dem Brüllen? Oder dem „Die-Fäuste-auf- den -Brustkorb-trommeln“? Obwohl das Hupsignal bestand aus drei kurzen Tönen-vielleicht doch ein Code, ähnlich dem Morsealphabet. Einerlei, auf jeden Fall eine einseitige Kommunikation, die keine Antwort verlangt.
Auf den Schwingen
dieser Gedankengänge,
welche zusammen
mit vielen anderen
ein tragbares Netz bildeten,
kam mir eine neue Gestalt in den Sinn.
Diese versuchte ich,
in den nächsten Tagen
nachzubilden. Es werden
mal wieder mehrere Versuche.
Noch ist mir nicht klar, was dieses Wesen mir mitteilen möchte, doch ich weiß, dass es etwas mit sehr feinen Antennen zu tun hat.
Die Funktion des Durchrauschens hat einen Stellenwert, dessen Bedeutung ich noch nicht ermessen kann. Und es schwingt eine Sehnsucht nach dem Himmel mit, die Gedanken drängen himmelwärts.
Zwischendurch,
ich weiß selbst nicht wie,
schleicht sich wieder einmal
eine Teufelsfratze ein.
Wenn ich mir überlege,
dass ich mit dem Maskenbau angefangen habe, um ein Engelsgesicht zu erschaffen, sehe ich noch ein gutes Stück Weg vor mir.
Heute wurde der Lockdown wieder verlängert-vielleicht hat es damit zu tun.
Mittlerweile ruht der Maskenbau zugunsten Gartenarbeiten, die jetzt einen großen Teil meiner Zeit beanspruchen. Eine davon, die Grüne, wird spätestens im Playing Arts-Sommeratelier ausgebaut, d.h. ein Gewand bekommen. Die Haut muss noch geglättet und noch einige Kleinigkeiten erledigt werden. Ich weiß jetzt schon, dass dies die EINE ist, die ich gesucht und nun gefunden habe. Mehr dazu demnächst hier in: "Eigenart".
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