Wenn Sie erfahren möchten, was mich am Thema Mode und Kleidung fasziniert, lesen Sie bitte: Fashion Revolution Week Teil 1.
Mehr zum Thema Mode und Nachhaltigkeit finden Sie auch in: "When I was young". Dort habe ich über einen möglichen Ansatz von vielen geschrieben, wie ein nachhaltiger Umgan mit Alttextilien aussehen kann.
Im Zuge der Vorbereitungen zur diesjährigen Fashion Revolution Week kommt mir das Märchen von einem, der auszog, das Fürchten zu lernen, in den Sinn.
Eigentlich wissen wir, (in den Industrieländern) zu viel Kleidung verbrauchen und das das irgendwie nicht so gut ist für die Umwelt. Kleidung ist zur Wegwerfware verkommen.Wer sich jetzt schon gruseln möchte, kann hier schon mal einen Blick auf die Zahlen werfen: Rund eine Million Tonnen Textilien werden in Deutschland pro Jahr in die Altkleidersammlung gegeben, davon werden etwa 12 Prozent als Kleidung weitervermarktet, doch was passiert mit dem Rest?
Das meiste davon wird exportiert, das sieht dann zum Beispiel so aus (siehe Foto)
Was kann ich tun?
Kleidung länger tragen.
Weniger Kleidung kaufen, dafür hochwertige Ware. Auf die Materialien achten- bedenken, kann dieses Material überhaupt recycelt werden? (Sortenreinheit).
Besinnen: Wie komme ich überhaupt zu der Einstellung, jährlich soundsoviel neue Sachen zu „brauchen"?
Zum Schluss meine Lieblingsempfehlung: Den Kleidertauschladen nutzen oder selbst Kleidertauschparties veranstalten.
Angesichts der traurigen Tatsache, dass also unvorstellbare Massen an Alttextilien nicht recycelt werden, habe ich mich im letzten Jahr einer besonderen Kategorie gewidmet: Alte Stoffe, synthetische Mischgewebe, die unmodern und hässlich sind, die auch niemand mehr zum Basteln verwenden möchte. Stoffe für die Tonne. (Ja, fragen Sie mal bei Ihrer Gemeinde nach, wie Sie am besten alte Gardinen entsorgen!)
Ich habe, zusammen mit unterschiedlichen Personenkreisen, diese Stoffe verwebt und so zu einem neuem Leben als Kissen oder Teppich verholfen. Die Webrahmen habe ich aus alten Fahrradfelgen hergestellt. Hier ist eine kurze Übersicht der Arbeitsschritte. Wer noch nie gewebt hat: Es gibt gute Anleitungen zum Weben mit Rundwebrahmen im Internet.
Bild 1. Einen Rundwebrahmen aus einer Fahrradfelge herzustellen ist nicht allzu schwer. Mit diesem Speichen - Schlüssel lassen sich die Speichen leichter herausdrehen als mit dem Schraubenzieher. Ja, bei manchen Rädern sind die Speichen ziemlich festgedreht, hauptsächlich bei Sporträdern. Meine Felgen habe ich vom Schrotthändler bekommen, es gibt auch Fahrradwerkstätten, die gerne (für wenig) Geld alte Räder abgeben.
Wenn die Speichen alle entfernt wurden (Die verwende ich übrigens für andere upcycling-Produkte) , ziehe ich durch die Löcher in der gereinigten Felge eine Schnur für das Webgerüst. Zu beachten ist hierbei, dass der Faden reißfest und stabil sein muss. Er sollte nicht zu dünn und nicht zu dick sein und zu den Textilien passen, die verwebt werden sollen. Eine dicke Stopfnadel verwenden. Die Anzahl der Fäden im Webgerüst muss ungerade sein!
Die Stoffstreifen schneide ich mit einer elektrischen Schere (ich wusste bis vor kurzem gar nicht, dass es so etwas gibt, bis ich diese aus einer Haushaltsauflösung geschenkt bekommen habe). Das erspart viel Kraft. Die Benutzung einer Zickzackschere empfiehlt sich bei stark ausfransenden Stoffen. Der Nachteil dabei ist der größere Kraftaufwand. Ich lasse deswegen ausfransen und nehme die elektrische. Beim Zuschneiden ist es vorteilhaft, nicht zu kurze Streifen zu haben, sonst muss ständig angestückelt werden. Hier empfehle ich ein paar Stiche mit der Nähnadel. Knoten gehen auch, doch diese mindern den Sitzkomfort.
Nun kann ich weben! Und Farbverläufe kreieren oder unterschiedliche Materialien ausprobieren, zum Beispiel Wolle als Kontrast miteinfügen. Aus Wollresten habe ich entweder Schnüre hergestellt oder gehäkelt (Luftmaschen, nicht allein, sondern in einer Handarbeitsgruppe). Die Wollschnur sollte zum Weben nicht zu dünn sein! Es entstehen interessante und überraschende Ergebnisse, wenn verschiedene Wollfäden zusammengehäkelt werden. Beim Weben ist unbedingt darauf zu achten, dass das Ganze nicht zu festgezogen wird. Sonst besteht die Gefahr, dass sich das ganze Werk zusammenzieht, sobald das Fadengerüst gelöst wird.
Um dieser Verformung vorzubeugen, bügle ich vorm Herausnehmen aus dem Felgenrahmen auf die Unterseite (die lege ich selbst fest, je nachdem, welche schöner aussieht) meines Kissens eine Schicht Bügelvlies. Damit ist das Ganze erst einmal fixiert.
Nun schneide ich vorsichtig die Fäden meines Webgerüstes ab und verknote sie miteinander und versteche die Fäden im Gewebe.
Danach nähe ich noch eine Unterseite aus farblich passendem Stoff an. Bei der runden Außenkante ist das etwas schwierig. Wer hat, kann hier Schrägband nehmen oder Jersey oder sonst irgendein elastisches Material-das geht am Besten.
Schön ist, dass beim Nähen und Weben immer wieder neue Ideen entstehen, zum Beispiel die Kissen mal mit einem anderen Material als Schaumstoff zu befüllen: Zu diesem Zweck fertige ich in den gleichen Maßen ein Inlet an und nehme das gewebte Kissen als Außenhülle, die ich mit einem Reißverschluss oder, einfacher, mit ein paar Knöpfen versehe, um zum Waschen die Hülle abnehmen zu können. Als Füllmaterial habe ich Holzspäne (Eiche und Kirschholz) verwendet (Abfälle aus einer Tischlerei). Das Kissen duftet nun sehr angenehm und hält wunderbar warm.Gut für alle, die oft kalte Füße haben!
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