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Stadtverwaldung 9 22

Vor einiger Zeit habe ich an dieser Stelle meiner Betroffenheit gegenüber der grassierenden Mähmanie Platz gegeben. Danke an alle, die in ähnlichen Denkrichtungen wie ich unterwegs sind!

Für heute ist erst einmal Schluss mit Betroffenheit, denn Handeln ist immer besser als Lamentieren und Handlungsmöglichkeiten gibt es genug. Hier ein Beispiel, welches mein Herz gerade ganz besonders erfreut hat:

 

Aus dem Guardian:von 4.08.2022

Es ist weniger ein Marathon als vielmehr ein Spaziergang. Aber ein "wandelnder Wald" aus 1.000 Bäumen würde sich ja auch nicht im Eiltempo bewegen. Seit Mai transportieren Freiwillige die in Holzcontainern gepflanzten einheimischen Bäume auf einer 3,5 km langen Strecke durch das Zentrum der nordholländischen Stadt Leeuwarden und geben den Menschen die Möglichkeit, eine alternative, grünere Zukunft zu erleben.

 Mehr Baumbestand in städtischen Gebieten bedeutet niedrigere Bodentemperaturen. Eine in fast 300 europäischen Städten durchgeführte Studie hat gezeigt, dass Stadtbäume die Oberflächentemperatur im Sommer um bis zu 12 °C abkühlen können.

 Wenn der "wandernde" Wald stillsteht, werden Sitzgelegenheiten zwischen den Bäumen aufgestellt. Einige Hotels bieten ihren Gästen Picknickkörbe an, damit sie sich im Schatten erholen können.

 Die 1.000 Bäume bestehen aus 60-70 einheimischen Arten, darunter Erle, Esche, Ulme, Ahorn, Eiche und Weide, die in 800 Holzcontainern gepflanzt wurden. Jeder Baum ist mit einem QR-Code versehen, der Angaben zur Art, zur durchschnittlichen Lebensdauer und zum bevorzugten Bodentyp enthält. Ein Bodensensor alarmiert das städtische Gärtnerteam, wenn die Bäume Wasser brauchen. "Dies sind einige der bestgepflegten Bäume der Welt", sagt Doedens.

 Das Projekt hat eine überwältigende lokale Unterstützung erfahren, und Menschen jeden Alters, Geschlechts und Hintergrunds haben sich freiwillig gemeldet, um die Bäume zu pflanzen.

 Die Menschen haben die Bäume so sehr genossen, dass sie sie behalten wollen. "Wir haben einen 'begehbaren' Wald geschaffen und die Leute wollen, dass wir ihn stehen lassen".

 Ab dem 14. August - 100 Tage nach ihrer Ankunft - werden die Bäume in der ganzen Stadt gepflanzt, auch in einkommensschwachen Vierteln, in denen es nur wenig Grün gibt. Friesland will bis 2025 die am stärksten kreislauforientierte Region in der EU werden, um Abfälle, Umweltverschmutzung und den Verlust der biologischen Vielfalt zu verringern. Auch wenn dies nicht einfach sein wird, sind sie zuversichtlich. "Wenn Bäume gehen können, können wir uns auch verändern".

Das ist ein inspirierendes Beispiel und Fulda als Pilotprojekt für hessische Wandelbäume bestens geeignet. Wieso? Weil es mehr als genug Flächen ohne ausreichende Begrünung gibt, weil in den letzten Jahren so viele Bäume und Grünflächen zerstört wurden oder „weichen mussten“. Der Bedarf an Begrünung wird zwar immer mehr erkannt und als wichtige Aufgabe für das Überleben der Menschheit benannt, doch gleichzeitig laufen die Prozesse der Zerstörung, Abholzung und Versiegelung weiter und weiter. Was ist das für ein irrer Wettlauf?

Fulda ist in dieser Hinsicht ein Mikrokosmos:  im kleinen städtischen Kontext ist der Rhythmus unserer industrielle Lebensweise spürbar: Grünflächen vernichten-Boden Versiegeln-Betonieren und die Steinflächen mit Alibiplänzchen garnieren.
Diesem Problem möchte sich das Büro für Stadtverwaldung widmen, mit konkreten Pflanzaktionen, Rundgängen und weiteren, auch kulturellen und vergnüglichen Kunst-Aktionen.

Wir verstehen uns als Künstlerkollektiv.Wer mitmachen möchte, schreibe mir am besten, so dass ich alle Interessierten auf dem Laufenden halten kann.
Was passiert aktuell in der Bürogemeinschaft?
 Es werden Flyer gedruckt, erste Pflanzungen geplant und Gesprächstermine vereinbart.

Auf der einen Seite runde leere Baumscheiben: die Bäume wurden gefällt und nicht wieder ersetzt. Auf der anderen Seite ein paar Menschen, die diese Bepflanzung übernehmen möchten, die Bäume bringen sie mit.

Eine runde Sache also?
Jein.., zu einfach gedacht, leider.Die Wirklichkeit ist komplizierter.
Eine Ortsbegehung soll den Einfachdenkern auf die Sprünge helfen, die  Mechanismen eines Verwaltungsapparates und dessen eigene Logik klarmachen.

Der Einfachdenkende sieht nur das Bürokratieungeheuer, das mit sichtbaren und unsichtbaren Tentakeln Mauern und Schranken errichtet, welche dazu dienen, den außerhalb der Bürokratie lebenden den Weg in die Resignation einzuseifen.
Die Wirklichkeit ist komplizierter. Am Ende gehen die mit den Bäumen nach Hause und fühlen sich wie eine Pusteblume nach einem Sturm: kahlköpfig, jeglicher Hoffnung entleert.

Nach einer Phase der Entmutigung wächst auch die Hoffnung wieder nach, genau wie die kleinen Wildlinge in unserem Vorgarten.

Unsere Bürogemeinschaft

hat beschlossen,

erst einmal klein anzufangen.

 

Raum für grüne Ideen ist überall, auch in der kleinsten Nische, auf der Fensterbank, vor der Haustür oder auf dem Balkon.

Hier geht es weiter!

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