Am 25. August 2022 bin ich in dem schönen Lauterbacher Ortsteil Blitzenrod geblitzt worden. Passend zu meiner begangenen Ordnungswidrigkeit sorgte mein aktuelles Kalenderblatt für eine Auffrischung meines Wissens: „Tempolimits oder „zulässige Höchstgeschwindigkeiten“ dienen der Verkehrssicherheit. Sie ergeben sich aus Berechnungen, die die kinetische Energie eines Aufpralls und den Bremsweg, der sich mit der Geschwindigkeit proportional erhöht, ergeben. Bei der Festlegung spielen auch Umwelt-Lärmschutz, Schadstoffausstoß und Ozonbelastung eine Rolle....“
Nach dem Lesen fühlte ich mich froh und erhellt, denn diese Faktoren sind mir alle auch sehr wichtig. Und ist nicht gerade in Landschaften ohne Fußwege weit und breit, so kurz vor dem Ortsausgangsschild, die Verkehrssicherheit am stärksten gefährdet? Als Autofahrerin eines kleinen, schon etwas älteren KFZs mag man angesichts der vor sich liegenden starken Steigung kurz vor der Ortsausfahrt schon der Versuchung erliegen, das Gaspedal zu betätigen. So ging es mir an diesem Tag und zur Tatzeit habe ich die zulässige Höchstgeschwindigkeit um 6 kmh überschritten! Die Strafe in Höhe von 30€ zahle ich gerne, denn, wie schon gesagt, ich bin für die Verkehrssicherheit! Doch 30€ sind auch viel Geld und irgendwie schlich sich mir der Gedanke ein, die Standortauswahl für das Messgerät könnte eventuell auch von anderen Faktoren bestimmt sein als die Sorge um Umwelt, Sicherheit usw. Denn, so fragte ich mich, wie ist das Fehlen von Maßnahmen zur Einhaltung der Höchstgeschwindigkeit vor Schulen oder anderen, (für Fußgänger) wirklich gefährlichen Stellen zu erklären? Ja, ich muss zugeben, ich entwickelte, so nach und nach, den wirklich unschönen Verdacht der schamlosen Abzocke...
Dies ist natürlich bloße Unterstellung, das ist mir klar. Dennoch wollte ich es genau wissen und machte mich auf den Weg zum Lauterbacher Bürgermeister. Kennen Sie das schöne Städtchen Lauterbach?
Die malerische Innenstadt
mit den entzückenden Fachwerkhäuser wird ununterbrochen von einer Autolawine heimgesucht, was etwas unangenehm für Fußgänger und Gäste der Außengastronomie sein kann. Das heißt, eigentlich nur die Gäste, die an den Tischen sitzen. Wenn Sie beispielsweise nur Speisen zum Mitnehmen abholen möchten und die Zeit zwischen Bestellen und Bezahlen in ihrem Auto sitzen bleiben, geht es eigentlich. Sie denken, ich übertreibe, doch so habe ich es kürzlich erlebt- als ein am Tisch sitzender Gast. Entschuldigung, dieser kleine Seitenhieb war nötig, um meine negativen Gefühle zu kompensieren. Auf jeden Fall wählte ich, unterwegs zum Bürgermeister den hübschen Weg über die Trittsteine durch die Lauter, dort, wo der Lauterbacher Strolch im Wasser steht. Etwas beim flüchtigen Blick auf den kleinen Strolch ließ mich kurz innehalten und ihn näher betrachten. Er sah irgendwie verändert aus. Es dauerte eine Weile, dann erkannte ich, was es war: Seine Nase funkelte golden im Sonnenschein und seine Wangen waren sichtlich gerötet. Schamröte? Nun wurde mir klar, dass ich mir den Besuch beim Bürgermeister sparen konnte, denn offensichtlich befindet sich dieser im engen Austausch mit der Stadtverwaltung Fulda.Der Lauterbacher Strolch geht den Fuldaer Weg! Optimistisch und fröhlich machte ich mich auf den Heimweg, denn: Wenn sich unsere Institutionen so gewinnbringend darüber austauschen, wie durch Abzocke schön viel Geld ins Rathaus fließt, dann sind sicher auch bald sinnvolle Maßnahmen zur Verkehrssicherheit zu erwarten.
Kommentar schreiben