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Straßenbegleitgrün

Hier ist ein vorheriger Artikel zum Thema: Blühende Inseln der Begegnung. Meine Haltung zu dem Thema wird hier und hier deutlich gemacht

Hier ist der Brief, den das Büro für StadtverWALDung zu diesem Thema an Hessen mobil geschickt hat:

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21.11.2023Baumfäll.pdf
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Über Worte kann man ebenso stolpern wie über Steine. Ein solches Stolperwort ist: Straßenbegleitgrün. Es gibt Begleitpersonen, Begleithunde oder Begleiterscheinungen und eben das Straßenbegleitgrün: „Als unmittelbar an die Fahrbahn angrenzender Bereich bindet es die Straße gestalterisch in die Landschaft ein. Es ist aber zugleich einer Vielzahl von Belastungen und Störungen durch den Straßenverkehr ausgesetzt.“

Schreibt Hessen mobil auf seiner Website.

Diese Schreibweise bekundet Anteilnahme und eine ganzheitliche Sichtweise: Das Grün am Rande der Straße, inmitten der Landschaft, es muss geschützt werden!

Klar, wenn es uns so nett begleitet, soll es ihm auch gutgehen.

Und tatsächlich, hier ist es ja auch zu lesen:

„Die Landespflege erarbeitet gemeinsam mit dem Straßenbetriebsdienst Standards, um eine möglichst umsichtige und naturverträgliche Pflege dieser Flächen zu gewährleisten.“

 

Über diese Standards würde ich gern mehr erfahren, denn ich habe oft eher den Eindruck, dass an vielen Straßen und Böschungen ein Vernichtungskrieg gegen das gestalterisch wirksame Straßenbegleitgrün geführt wird.

Man kann durchaus sagen, dass sich meine Wahrnehmung und die Eigendarstellung von Hessenmobil diametral gegenüberstehen, deshalb befrage ich bei jeder Gelegenheit andere Menschen: „Stimmt es, dass der Rückschnitt immer radikaler durchgeführt wird?“ Erstaunlicherweise gibt es tatsächlich Leute, die darauf noch gar nicht geachtet haben. Doch die meisten Freunde und Bekannte bestätigen meine Sichtweise und haben gleich ein Beispiel parat. Meine eigenen Beispiele habe ich u.a. in fuldablühtauf beschrieben.

 Ein Standard, um nicht zu sagen, ein Totschlagargument von Hessen mobil ist, die Sicherheit. Ja, davon muss wahrscheinlich niemand überzeugt werden. Wer will schon gerne von einem herunterfallenden Ast getroffen werden.

Befremdlich ist nur, dass Hessen Mobil sich selbst als achtsame Instanz zur Wahrung der Natur feiert, Naturschutzwochen zelebriert, ja, der Naturschutz scheint in dieser Behörde fest verankert zu sein.

Die Behörde und ich, wir verwenden lediglich unterschiedliche Narrative, das ist offensichtlich, das kann man schon an den verwendeten Begriffen erkennen:

Was ich Kahlschlag nenne, ist im Bürokratendeutsch eine Pflegemaßnahme oder ein Rückschnitt. Was ich Rodung nenne, ist in Wirklichkeit eine Verjüngungsmaßnahme und die Zerstörung ganzer Straßenbegleitgrün-Bereiche geschieht zu unserer Sicherheit!

Das Straßenbegleitgrün begleitet Mobilitätshungrige auf all ihren Wegen und Straßen zur Freude, zum Nutzen, zur Dekoration.

Ich würde es so ausdrücken: Immer mehr Straßen fressen sich durch die Landschaft,138 Autobahnprojekte sind derzeit bundesweit geplant. Die Rodung des Dannenröder Forst für eines davon war eine bedauernswerte Begleiterscheinung. Sicher wird auch irgendwann das neu wachsende Straßenbegleitgrün die Straße gestalterisch in die Landschaft einbinden.

Die verantwortlichen Politiker schweigen darüber, wie derart unsägliche Planungen mit den Biodiversitätszielen in Einklang zu bringen sind. Die Bilanz der 15. Vertragsstaatenkonferenz (Biodiversität) in Montreal im Dezember 2022 fiel ja bekanntlich ernüchternd aus, deswegen will Deutschland seine Anstrengungen in den nächsten Jahren verdoppeln. Was dabei herauskommt, wenn man ein nicht erreichtes Ziel verdoppelt und Biodiversität und Klimaschutz Hand in Hand gehen, mag sich jeder selbst ausrechnen.

In seinem aktuellen apostolischen Schreiben, Laudate Deum, zitiert Papst Franziskus die Bischöfe der Amazonas-Synode, die drastische Worte für ihre Zustandsbeschreibung wählen: »Die Attentate gegen die Natur haben Konsequenzen für das Leben der Völker«.

Für mich ist Papst Franziskus so etwas wie eine geistige Begleitperson, auch, weil er den ethischen Verfall der tatsächlichen Macht beklagt, welcher „durch Marketing und falsche Informationen verschleiert wird.“ Man spricht von Fortschritt, schreibt er, und von wirtschaftlichen Entwicklungsmöglichkeiten (die ja dann automatisch irgendwie auch immer gut für den Menschen sein sollen). Nun, was hat das apostolische Schreiben mit dem Straßenbegleitgrün zu tun? Nichts, meine Absicht besteht lediglich darin, auf falsch gesetzte Prioritäten hinzuweisen. Und ich finde, es ist an der Zeit, auch auf die großen und kleinen Attentate gegen die Natur hinzuweisen, die nicht in fernen Ländern begangen werden, sondern vor unserer Tür.


Hier gehts weiter: Pro&Contra Eigeninitiative

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