Freiheit für den Giersch!

April, April, der macht, was er will! Der Giersch auch, und was er am liebsten tut, ist, zu wachsen, sich auszubreiten. Die jungen, zarten Blätter schmecken am besten, wenn sie sich noch nicht vollständig entfaltet haben. Im April landet er täglich in meiner Küche, als Würzkraut für Salat, als Bestandteil eines Wildkräutersalates, als Spinat, als Gemüsequiche, als Pesto, Smoothie oder ich trockne ihn für den Winter, als Grünmehl. Natürlich schaffe ich es niemals, ihn zu dezimieren, das will ich auch nicht, denn er ist so etwas wie Der süße Brei in Grimms Märchen-also unerschöpfliche Nahrungsquelle. Ohne mein Zutun, ohne Ansprüche ist er einfach für mich da, als gesunde Nahrung, als Heilpflanze und als Dünger für den Garten. Und wenn ich genug von ihm habe und komme mit Essen nicht mehr nach,

reiße ich ihn heraus und verwende die Blätter als Mulch (mit der Schere grob zerkleinert oder im Ganzen). So schützt er den Boden vor meine Gemüsepflanzen vor Austrocknung und gibt seine Nährstoffe weiter, beispielsweise an meine Tomaten.

Neu in der Gartenabteilung des Baumarktes gibt es jetzt Herbizid für den Hobbygärtner mit dem schönen Namen „Gierschfrei“. Leider ist damit nicht gemeint, dass dem Giersch Freiheit gewährt werden sollte, in jedem Garten, zum Segen und Heil der Menschen und Tiere, nein, ein Herbizid dient ja der Bekämpfung, es ist ein Unkrautbekämpfungsmittel.

Ja, wo gibt es denn so etwas? Sollen wir jetzt auch kriegstüchtig im eigenen Garten sein? NEIN, Mensch, denke bitte darüber nach, ob du wirklich einen Vernichtungszug gegen deine eigene Nahrung beginnen möchtest, deinen Boden vergiften willst.

Für mich ist das unvorstellbar, ich bin entsetzt und fordere stattdessen:

Freiheit für den Giersch!

Auch wer sich nicht vorbehaltlos hinter meine Forderung stellt, sollte doch zumindest anerkennen, dass sich doch jeder selbst schadet, wenn er seinen eigenen Garten vergiftet.