Kein Ahorn-fuldAhorn
An dieser Stelle berichtete ich vor kurzem über „Bonifatius 2.0“, eine Idee aus dem Büro der StadtverWALDung zum Gedenken an Joseph Beuys‘ Geburtstag, der sich im Mai 103 mal jährt.
Wir haben im Schlosshof eine Installation aufgebaut, bestehend aus Baum, Stein und Schild- als Keim für eine Soziale Plastik, ein Geschenk von uns an die Stadt Fulda.
Zur persönlichen Geschenkübergabe kam es nicht, der Oberbürgermeister hatte keine Zeit. Wir wissen deshalb (noch) nicht, ob unser Geschenk Freude ausgelöst hat oder etwas anderes.
Ein kleines Mißgeschick meinerseits hatte dazu geführt, dass auf dem Informationsschild zu dem kleinen Eichenbäumchen „Ein Ahorn“ stand und wir uns überlegen mussten, wie wir mit diesem Fehler in dem Moment, als wir das Ensemble im Schlosshof aufbauen wollten, am besten umgehen. Wir änderten das Schild kurzerhand um in „Kein Ahorn“, was in dem Moment natürlich blöd war, mir jetzt allerdings eine gute Überleitung zu diesem Artikel und die Inspiration zu folgendem Namensspiel beschert:
Aus KeinAhorn wird „Fulda-Ahorn“ und dann fuldAhorn.
Der Name Fulda kommt aus dem altsächsischen Folda und bedeutet „Erde“ oder Land. (Als Flussname wird Fuld-aha angegeben, was sich als „Land-Fluss“ deuten lässt).
Ein Teil des Fuldatals trug bis zur Klostergründung durch Sturmius im Jahr 744 den Namen Eihloha 744 und wurde später, um 813, Buchonia genannt.
Laut W.D. Storl erlebten die Menschen in früheren Zeiten Land, Flüsse, Berge, die gesamte Natur, als durchdrungen von geistig göttlichen Wesen. Er meint, es wäre möglich, dass dort, wo sich die heutige Stadt Fulda befindet, früher ein sakraler Ort existierte, vielleicht der Erdgöttin Hulda geweiht? Wer kann schon genau sagen, welche Beweggründe Bonifatius dazu brachten, gerade hier ein Kloster zu gründen. Die Namen „Eihloha“ und „Buchonia“ deuten jedenfalls auf Bestandsveränderungen in unseren Wäldern hin.
Mir gefällt der Gedanke gut, dass der Name Fulda Wasser und Erde, also Land und Fluss vereint in sich trägt. Und nun kommt der Ahorn ins Spiel, der sich nicht nur in meinem Garten, in der Nähe zum Fluss Fulda, stark vermehrt. Dass er außer seinem robusten Wesen über ganz besondere Qualitäten verfügt, ist mir beispielsweise in La Cambe in der Normandie sehr stark bewusst geworden-
In dem dort, vom Volksbund 1996 errichteten Friedenspark, in der Nähe zur französischen Kriegsgräberstätte wurden 1200 Kugel-Ahorn-Bäume als lebendige Symbole für Frieden und Versöhnung gepflanzt.
La Cambe ist der erste Friedenspark des Volksbunds. In den folgenden Jahren entstanden drei weitere in Budaörs (Ungarn), Groß Nädlitz (Polen) und Sologubowka (Russland. Mehr als 100 000 Menschen starben im Sommer 1944 während der Kämpfe nach der Landung in der Normandie. Ich denke gern an den Aufenthalt im Friedenspark La Cambe zurück, denn es war ein beeindruckendes Erlebnis, unter diesen Ahornbäumen zu wandeln.
Aktuell fällt es mir schwer, auszudrücken, wie ich inmitten der sich weiter und weiter ausbreitenden Kriegspropaganda in unserem Land, empfinde. Mit einem (ehemaligen) Freund führte ich kürzlich eine Diskussion über Krieg. Auf meine Frage, ob er mir ein einziges Beispiel aus der Geschichte nennen könne, wo Krieg oder Gewalt zu Frieden geführt habe, antwortete er: „Ja, klar, die Landung in der Normandie.“ Ich empfahl ihm darauf, sich als Freiwilliger zu melden, ja, ich denke, das wäre sowieso die beste Lösung(mehr dazu hier) für alle: Diejenigen, die Krieg wollen, sollen ihn auch ausführen. Doch wo könnte man ihnen ein Schlachtfeld zur Verfügung stellen? Das müsste weit weg von allen anderen friedliebenden Menschen sein, denn es gibt weiß Gott schönere und lohnendere Ziele für die Zukunft, als Gedenkstätten für die unzähligen Gefallenen von heute anzulegen. Krieg ist keine Lösung, niemals. Auch jetzt nicht! Zurück zum Ahorn: In Bad Kissingen, im Kurpark fand ich folgenden Text auf einem Schild:
„Die Schwingung des Ahornbaumes vergrößert die Ausdrucksfähigkeit und stärkt unser Halschakra. Sie öffnet uns für die Erkenntnis, dass mehrere Ansichten nebeneinander stehen dürfen und hilft, Starrsinn und Antagonismus aufzulösen. Alte Blockaden in der Kommunikation, Minderwertigkeitsgefühle und Ängste, nicht genug zu sein, werden durch die Schwingung des Ahorns auf sanfte Art und Weise gelöst.“ Und im Internet= fand ich noch folgende Charakterisierung:
„Der Ahorn wird meist dem Planeten Jupiter sowie dem Element Luft zugeordnet. Da die Ernte seines süßen Safts immer ungefähr mit der Frühlingstagundnachtgleiche zusammenfällt und er auf diese Weise jahrhundertelang einer der Anzeiger für das Ende des winterlichen Darbens war, steht er auch heute noch in engem Zusammenhang mit Überfluss und Erfolg. Auch zum Thema Liebe weiß er viel zu berichten- schließlich hat auch diese eine fließende Qualität. Darüber hinaus verfügt er über die große Gabe, dem ruhelosen Menschen Frieden zu gewähren und die Nachwirkungen schwerer seelischer Schocks sowie jene von inneren Verletzungen zu lindern.“
Ja, wenn das so ist, sollte dann nicht jeder Mensch einen Ahornbaum sein eigen nennen dürfen? Wenigstens einen kleinen, für die Fensterbank...
Doch, halt! Nicht allein und jeder für sich. Gerade die Erfahrungen der „Pandemie“ haben uns ja spüren lassen, dass wir zusammenhalten müssen, egal, welche Kräfte gerade in die gegensätzliche Richtung wirken, hin zu Fragmentierung, Spaltung, egozentrischen Streitereien oder gar Krieg. Die Erschütterungen der letzten „Corona-Jahre“ haben die Notwendigkeit hervorgebracht, das Gleichgewicht zwischen Denken, Fühlen und Wollen wieder neu zu justieren. Dreierlei in Balance zu bringen, ist schwierig, wer kann schon gut jonglieren?
Nun, das Gefühl, nur Spielball zu sein, bringt uns nicht weiter, egal, wie weit wir geworfen werden. So paradox es klingen mag, wir kommen tatsächlich weiter, je fester wir verwurzelt sind. Auf die Bedeutung der Wurzel-Flügel-Beziehung möchte ich hier nicht eingehen, sondern auf den Ahorn zurückkommen: Inspiriert von der magischen Bedeutung der Zahl Drei rede ich mit zwei Freunden über die Ahorn-Idee-nun sind wir zu dritt.
Jeder von uns nimmt drei kleine Sprösslinge, flechtet sie zusammen und setzt sie in einen Blumentopf. Denn wir sollten als Mensch nicht allein sein, zu zweit geht alles besser aber noch besser zu dritt,denn:
Auch die Gesellschaft im Großen besteht, wie alle organischen Gebilde aus drei Elementen: Dem Geistesleben auf der einen Seite, dem Materiellen, das sich in der Wirtschaft entfaltet. Zwischen ihnen und alles durchdringend, ist das Beziehungsleben, von Mensch zu Mensch, das von Gerechtigkeit und Augenhöhe geprägt sein soll. Diese drei verweben sich in der Gesellschaft der Zukunft zu einem Ganzen, wobei jedes sich aus den ihm entsprechenden Bedingungen heraus entfaltet und nicht mehr zu einem Einheitsstaat verschmolzen ist.
Auch für die Gesellschaft der Zukunft steht unser fuldAhorn.
Die Wurzeln stehen für die Vergangenheit, denn sie werden später nur noch sichtbar sein, wenn man sie ausgräbt oder visualisiert. Der Stamm ist die Gegenwart, mächtig präsent. Die Äste, Zweige und Blätter bilden die Zukunft, die es zu behüten und zu gestalten gilt. Die Äste sollen sich nicht gegenseitig behindern, jeder Zweig, jedes Blatt sollte Raum und Licht zur Genüge haben. Bei der Dreifachbündelung der Ahornsprösslinge ist sehr viel Fingerspitzengefühl gefragt, denn die kleinen Krönchen brauchen zunächst einmal Hilfe bei der Ausrichtung in ihrem jungen Leben. Sie dürfen nicht zu eng stehen, aber auch nicht zu weit auseinandergebogen werden, sonst brechen sie. Es ist ähnlich wie bei der Bonsai-Pflege, nur dass unser Ahorn eines Tages irgendwo in die Landschaft gepflanzt, in die Freiheit entlassen werden soll. Als lebendiges Sinnbild für Frieden und Versöhnung. Doch zunächst befinden wir uns noch in der Startphase. Wir möchten die Bäumchen gerne verschenken, so dass möglichst viele Menschen in unserem Umfeld (ob näher oder ferner ist egal) an unserem (noch) kleinen Friedensprojekt teilnehmen können. Wir teilen uns die Hege und Pflege und das Pflanzen und sind miteinander verbunden durch den Wunsch nach Frieden und die Dreiheit als Schlüssel für alles Organische Sich-entwickeln.
Wer gern ein fuldAhorn haben möchte, melde sich bitte bei mir.
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