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Jahresrückblick aus dem Büro für StadtverWALDung

Wie gesagt, die Reimform bringt den Vorteil mit sich, dass man  immer noch eine Strophe hinzufügen kann und das ist gut, denn niemand weiß, was die Zukunft bringen wird.

Mein Titelbild ist eine Hommage an den großartigen Graphiker

A. Paul Weber. Sein Bild „Botanik“ diente mir als Vorlage für meine Collage. Mein Text lässt sich singen zu der Melodie von "Zehn kleine N..."

Zehn schöne große Bäume

Mensch und Tier erfreun,

doch sterben muss das schönste Holz,

da warens nur noch neun.

 

Neun Birken, Buchen, Linden

stehen in wahrer Pracht,

`ne Birke stirbt der Pollen wegen,

da waren nur noch acht.

 

Acht mal kühlen Schatten

im Sommer wir sehr lieben,

doch manche wollen Sonne pur,

da waren nur noch sieben.

 

Sieben mächtge Stämme,

dicke Äste links und rechts,

als Brennholz sicher sehr begehrt,

da waren nur noch sechs.

 

Sechsmal Sturmes Rauschen,

durchs Laub gibts nasse Strümpf,

der Angsthase holt die Axt hervor,

da waren nur noch fünf.

 

Fünf Freunde klagen hier,

oh, weniger werden wir!

Sicherheit für den Verkehr,

da waren nur noch vier.

 

Drei letzte Bäume sind

der Vögel liebster Platz,

im Herbst werden sie abgeholzt,

die Vögel holt die Katz.

 

Verloren stehen Busch und Strauch

und träumen von’ nem Wald,

das Gartenamt entfernt auch sie

und macht Platz für Asphalt.

 

Diese Zeilen schrieb ich zum Gedenken an den „Mehler-Park“, einem eingezäunten Grundstück vor dem Fabrikgebäude der Firma Mehler, mit schönen großen Bäumen und einer Rasenfläche, in der hin und wieder Wiesenblumen-und Kräutern aufleuchten. Einst angelegt als Pausenraum für die Arbeiter- lang ist es wohl her- heute ungenutzt, wird in den letzten 10-12 Jahren sukzessive der schöne Baumbestand verringert. Die Zukunft dieser grünen Oase liegt noch in irgendeinem Bebauungsplan verborgen. Eines Tages wird die „ungenutzte Fläche“ sicher sinnvoll verwertet, so ist meine Prognose. Dieses Areal steht stellvertretend für viele andere Flächen in meinem Wohnort, deren Veränderung ich beobachte. Die Veränderungsgeschwindigkeit liegt unterhalb der Wahrnehmungsgrenze – mal da ein Baum, mal dort ein anderer. Andererseits bewirkt genaues Hinschauen oder zumindest Nicht-weg-schauen, eine Sensibilisierung, die notwendig ist, um alles Leben zu schützen und zu wahren. „Not-wendig“ ist dabei so zu verstehen, dass die Not abgewendet wird, die zwar zuerst Tier und Pflanze betrifft, dann aber, in unausweichlicher, fataler Konsequenz, den Menschen

Wenn alles Grüne weg ist, wuchert Beton und Asphalt und unser „Bruttosozialprodukt“ wächst. Mein Gedenken an den „Mehler-Park“ schließt auch mit ein:

den Waidesgrund,

die Kaiserwiesen,

den Eisweiher

und viele, viele andere Flurstücke, deren Namen uns Bilder vergangener Zeiten hervorrufen. Bilder ohne häßliche Gewerbegebiete, Autobahnkreuze und Asphaltwüsten, pardon, Parkplätzen.

Im fast vergangenen Jahr haben wir Briefe geschrieben, um Gespräche gebeten, eine Bürgereingabe eingereicht, bei Behörden nachgefragt. Wir wollten es wissen: werden wir gehört? Wird unser Anliegen, zu einem achtsameren Umgang zur Natur zu finden, verstanden? Rückblickend lässt sich, meiner Meinung nach zweifellos sagen, es ist kein Dialog möglich. Politiker und Behörden machen grundsätzlich immer alles richtig, die Bürger haben keine Ahnung und sollten besser still sein und denen vertrauen, die sie regieren. Dabei ist kritisches Hinterfragen dringend notwendig, zum Beispiel zu den Ausgleichsmaßnahmen, ein Begriff, der suggeriert, man könne Naturzerstörung und Flächenversiegelung irgendwie ausgleichen. Wie das in der Realität aussieht, können Sie z.B. bei der Mitwelt Stiftung Oberrhein lesen.

Mein Resümee klingt vielleicht etwas resigniert, doch das ist nicht der Fall. Ich habe lediglich erkannt, dass manche Wege Sackgassen sind und andere dafür gangbar.

Lasst uns also einen neuen Anlauf nehmen und gemeinsam hinschauen, denken, fühlen und handeln,im kommenden Jahr 2025 wie in all den Jahren zuvor.

 

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