Die Spielschule

Aktionskunst "SIEBEN"

Sieben Module für (mindestens) sieben Teilnehmer (ab 12 Jahre)

Zur Einführung in meine Idee der Spielschule beschreibe ich zunächst im Folgenden vier verschiedene Alltagsszenen, dann die Notwendigkeit der Spielschule als alternativem Lernort und es folgen einige Informationen zum Ablauf.

Püppchen aus der Textil AG
Püppchen aus der Textil AG

Szene „Bürgernähe“

 

Im Bürgerbüro Fulda (Termine bitte online buchen), gibt es im Wartebereich einen besonderen Service: einen Bildschirm mit Touchscreen für Kleinkinder unter drei Jahren. Jedenfalls befindet sich der Bildschirm in dieser Höhe an der Wand. Etwas größere Kinder, ab etwa 4 oder 5 Jahren müssen sich auf den Boden setzen, um an den Bildschirm zu gelangen. Wartende Eltern mit Kleinkindern setzen ihre Kleinkinder vor den Bildschirm und gewinnen somit Zeit und Ruhe, um ungestört auf ihr Smartphone schauen zu können. Früh übt sich....

 

 

Szene „Digital ist zweite Wahl“

 

Im Sachunterricht einer Grundschule zum Thema Vögel: Die Kinder bekommen die Aufgabe, im Internet zu recherchieren, was sie zum Thema „Vögel“ finden. Ein Schüler findet etwas über die gefährlichsten Vögel der Welt, was dann auch den hauptsächlichen Inhalt der weiteren Gespräche unter den Schülern ausmacht. Der Lehrer sitzt während dieses Unterrichtes am Lehrertisch, ebenso mit seinem digitalen Medium befasst wie die Schüler. Über den weiteren Unterrichtsverlauf weiß ich nichts und ahne nichts Gutes. Ich erinnere mich an ein zufälliges Gespräch mit einem Gymnasiasten, der seine kleine Schwester aus der Schulgarten AG abholte, mich anstrahlte und sagte, er freue sich, dass so etwas in der Schule noch möglich ist: Schulgarten! Im Gymnasium schauen sich die Schüler nur noch Videos an, aber das ist keine echte Natur... Soweit ich weiß, gibt es die AG nun auch nicht mehr. In einer Textil AG, die ich, im Übrigen ganz ohne digitale Hilfsmittel durchführe, erzählen mir die Kinder, dass sie sich auf das Übernachten in der Schule freuen und erfahre nebenbei, dass sie dann alle ihre Handys und I-Pads mitbringen dürfen. Ob diese Aussage stimmt, habe ich nicht überprüft. Auf meine Frage, ob sie sich vorstellen können, wie diese Nacht ohne Digitalgeräte verlaufen könnte, meinen sie, jaja, Gruselgeschichten erzählen und so was, voll langweilig. Dann übertrumpfen sie sich, zu berichten, was sie alles schon an Horrorfilmen gesehen haben. Mir tun die Kinder leid, denn sie vermissen nicht, was sie nicht kennen.

 

Szene „Mahlzeit“

 

Im Restaurant sitzt eine junge Familie mit drei Kindern am Nebentisch. Die Art, wie Mutter und Vater essen, würde ich als „schaufeln“ bezeichnen. Ich zwinge mich, nicht hinzuschauen. Meine Sitzposition erlaubt dies nur bedingt. Der Vater wirkt in sich gekehrt, die Mutter schaut in das I-Phone neben ihrem Teller. Die Kinder essen still ihre Pommes. Plötzlich wendet sich die Mutter kurz von ihrem Teller und ihrem Bildschirm ab, wühlt in ihrer Handtasche, holt zwei Handys hervor, und legt den beiden größeren Kindern, etwa 2 und 3 Jahre alt, jedem sein Gerät neben den Teller. Das kleinste Kind liegt im „maxi-Cosi“ unterm Tisch und bekommt bei jeder Lautgebung ein Stück Fladenbrot ins Mäulchen gesteckt. Die Konversation in dieser modernen Tafelrunde besteht aus einem einzigen, wiederkehrenden Satz: „Will noch jemand Fleisch?“ und der leise gemurmelten Antwort: „Nein“.

 

Szene „Abschied“

Die Kinder sitzen nebeneinander im Schneidersitz auf dem Sofa, jedes sein iPad in der Hand. „Oma und Opa gehen jetzt wieder! „

„Tschüss!“, ein Kind schaut auf, die andern beiden nicht. Nun weiß ich, wenigstens von diesen drei Kindern, was sie sonst tun, wenn sie nicht gerade ihre (reglementierte) Digitalzeit mit ihren Geräten verbringen. Nähen, Zeichnen, Spielen, Fahrradfahren Sport und Musik-all das und noch mehr spielt in ihrem Leben eine Rolle.

Allerdings habe ich auch schon Einblicke in Familienleben bekommen, wo kein Buch, kein Spielzeug, kein Buntstift und auch keine nennenswerten sozialen Kontakte bestehen, doch jedes Kind ein eigenes I Pad hat und der Fernseher allen Anzeichen nach eine zentrale Rolle im Alltag spielt.

All die unterschiedlichen Erlebnisse, eigene oder von Freunden, der grassierende Digitalisierungswahn, der sich bspw. in der Forderung von Lehrern und Eltern nach „besserer digitaler Ausstattung“ zeigt, brachte mich auf die Idee der Spielschule. Auch aus meiner Arbeit in den AGs und Workshops mit Kindern kristallisiert sich mehr und mehr die Notwendigkeit einer anderen Form des Lernens hervor. Meine Einschätzung teile ich offensichtlich mit vielen jungen Eltern, die gegenwärtig versuchen, sich vom Schulzwang zu befreien, freie Schulen bevorzugen oder eigene Alternativ-Schulen gründen.

„Das vorgelebte Verhalten...ist entscheidend dafür, was ein Kind über Gefühle lernt, wie es Gefühle ausdrückt... und wie es mit belastenden Situationen und Konflikten umgeht“, schreibt der Hessische Bildungs-und Erziehungsplan vor. Ich bezweifle jedoch mehr und mehr, dass es im derzeitigen deutschen Bildungssystem möglich ist, diesen Entwicklungszielen nahezukommen. Und wie steht es denn um unseren Gemütszustand, unserem Allgemeinbefinden?

Der kranke Zustand unserer kapitalistischen Gesellschaft, die Kriegshysterie unserer Politiker, das Wissen um das unendliche Leid in all den Kriegsgebieten und die düsteren Aussichten auf eine lebenswerte Zukunft lähmen uns, erzeugen Angst und chronischen Stress.

Das wachsende Ausmaß dieses negativen Stresses führt zu psychosomatischen Krankheiten und mindert unsere Entscheidungsfähigkeit, wo doch gerade ein klarer Blick, starke Nerven und die Gewissheit der Verbundenheit nötig wären.

Brauchen wir heute nicht dringender denn je wachsame, starke Menschen, die erkennen können, was ihnen guttut und was nicht, die Abhängigkeiten erkennen können und in der Lage sind, Alternativen zu entwickeln und Allianzen zu bilden?

Geduld, Zuhören, Empathie und Beziehungsgestaltung kann man jedoch nicht am Bildschirm lernen! Die Entwicklung sozialer Kompetenzen und der eigenen Emotionalität gehen bekanntlich Hand in Hand und weil digital immer nur zweite (oder dritte?) Wahl ist, werde ich nicht müde, die Bedeutung Spiel und Kunst hervorzuheben.

Ein gutes Zusammenwirken entwickelt sich aus dem freien, beweglichen Zusammenhalt der einzelnen Personen. Das Ausmaß dieses Freiraumes (Spielraumes) muss so bemessen sein, dass die einzelnen Akteure sich gegeneinander bewegen können und gleichzeitig den Halt des Ganzen spüren. Nichts, außer einer tief empfundenen Liebe vermittelt uns mehr Zufriedenheit und Glücksgefühle als das Gefühl der Verbundenheit und das Spüren der eigenen schöpferischen Fähigkeiten. Deshalb mein Plädoyer für eine Spielschule! Mein Konzept dazu sieht vor, dass in sieben zusammenhängenden Modulen:

Das individuelle Ich

Das kommunitäre Ich

Ich in der Mitte des WIR

Zwischen Ruhe und Spannung

Bewegung

Aktion

KoKreation

Jedes Modul dauert etwa 3 Stunden, vereint Spiel, Kunst und Reflexion. Nach Absolvierung aller Module erfolgt die Selbstzertifizierung im Resonanzfeld der Gruppe und ein feierlicher Abschluss.